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Beginnend mit dem 21.12.: Kerala und Mumbai. Aktualisiert am 27.12.23 OZ Kerala
Am 21.12. haben wir einen ruhigen Tag, wir besuchen eine Gewürz-Plantage, wo uns Kakao und Pfeffer, aber auch Vanille und vor allem Kardamom gezeigt werden. Es gibt für uns nochmals Neues, was wir noch nicht kannten, z.B. wie man billigen Zimt herstellt, der aus China kommt. Wie man billige Vanille herstellt. Und dass der Malabar-Pfeffer aus Kerala durch den Regen bestäubt wird, sehr ungewöhnlich!
Auf der Weiterfahrt nach Westen regnet es heftig und es herrscht dichter Nebel, kein Wunder, dass hier alles grün ist. Und plötzlich stehen wir vor einer ganz anderen Landschaft:
Vor ausgedehnten Teeplantagen. Es ist uns völlig neu, dass in Indien außerhalb von Darjeeling und Assam auch in Kerala Tee angebaut wird.
Ökologisch sind es Monokulturen, aber ästhetisch geben sie ein schönes Bild ab, wie ein japanischer Garten!
Die Hänge sind z.T. sehr steil, daher tragen die Pflückerinnen die leeren Tüten auf dem Kopf, damit sie nicht mehrmals laufen müssen! Und sie ernten nicht mehr alles mit der Hand, sondern mit einfachen mechanischen oder auch akkubetriebenen kleinen Handgeräten!
Auch anderen Lebewesen schmeckt der Tee, obwohl ihnen eigentlich der Zutritt streng verboten ist, wie überall steht. Eventuell kann die Kuh nicht lesen? (Nebenbei: die Alphabetisierungsrate ist in Kerala mit 97% sehr hoch, im Durchschnitt Indiens sind es 74%.)
Im Hotel in der Nähe von Munnar, siehe Foto unten, finden wir ein Handbuch der Vögel Indiens und können so die o.g. Vögel herausfinden.
Den ganzen Nachmittag über ziehen Nebelschwaden vom Tal hoch, an uns vorbei und hoch bis auf die über 2500 m hohen Berge.
Aber am nächsten Tag ist es glasklar kurz vor Sonnenaufgang und kurz danach sieht man hinter unserem Hotel steil ansteigende Berge, ein wenig sieht es aus wie bei Tramin in Südtirol.
Der Weihnachtsstern passt nicht zu Südtirol. Tau liegt auf der Wiese und auf den Blüten.
Und auch die Teeplantagen sehen aus wie frisch gewaschen.
In jedem Blickwinkel sehen die Teeplantagen ein wenig anders aus, das Grün ändert sich auch je nach Sonnnenstand und je nachdem, wie die Hänge geneigt sind und in welche Himmelsrichtung sie zeigen.
Kurz hinter Munnar liegt ein großer Bergrücken, der Anamudi heißt. Er ist mit 2695m Höhe der höchste Berg in Malabar, also in der Provinz Kerala. Direkt am Hang des Anamudi liegt ein Nationalpark.
In diesem Park, der 1987 eingerichtet wurde, leben einige Hundert Wildziegen, wohl auch wilde Elefanten und vereinzelt Leoparden.
Hoch das Bein, das gilt sowohl für die Stelze links im Bild als auch für die Wildziege.
Arg wild sind diese Ziegen nicht, weil sie nicht mehr gejagt werden dürfen. Sie stören sich nicht an unserer Nähe.
Hier kraxeln einige dieser Ziegen auf dem blanken schwarzen Felsen herum, beobachtet von einem wiederkäuenden Einzelgänger.
Es gibt nicht viele Tiere hier, weil auch durch diesen Naturpark Menschenmassen geschleust werden. Allerdings sind wir oft die einzigen Europäer, die anderen sind alles wohlhabene Inder, die die Weihnachtsferien zum Reisen im eigenen Land nutzen.
Die Hänge, an den Tee wächst, sind steil. Das ist anstrengend für die Pflückerinnen. Sie bekommen ca. 4.50 Euro am Tag, das ist nicht sehr viel. Dafür müssen sie mindestens 27 kg Blätter sammeln!
Zeit für ein Telefonat bleibt immer noch (linkes Bild), rechts sieht man einen Sack mit Teeblättern.
Zum Abschluss des 22.12. sehen wir uns noch einen Tanz an, es handelt sich hier um eine Szene aus dem Mahabharata; ein Dämon will eine Prinzessin für sich gewinnen. Beide Personen werden von Männern dargestellt; eindrucksvoll sind die Handbewegungen und die Mimik.
Am 23.12., während zu Hause die Weihnachtshektik sicherlich zum Höhepunkt kommt (es sind ja 3 Tage alle Geschäft geschlossen!!), während die Atemwegserkrankungen zunehmen, sind wir auf dem Weg von 2200 m Höhe runter auf Meereshöhe.
Die Fahrt ist schier endlos, uns ist übel von der schnellen Kurverei und trotzdem sind wir 3 Stunden zu spät dran. Wir erreichen gegen 15 Uhr das Hausboot, eines von 2000 (!), die hier auf den sog. Backwaters ihren Diesel in die Luft pesten.
Hier grüßen uns ein Rotohr-Bülbül und ein Bienenfresser.
Kormorane in der Palme, schön aufgefächert. Für Fotofreaks: wir haben zwei Canon-Kameras dabei, eine EOS 77d mit einem 300mm-Zoom und eine EOS RD mit einem 22-105mm Zoom. Den Zoom hat meist Andrea (daher sind die meisten Bilder hier von ihr) und das Normalobjektiv habe ich.
Drei Kormorane und ein Schlangenvogel, gerade beim Abflug erwischt, man beachte die Haltung der Beine!
Die Flügelspitzen berühren fast die Wasseroberfläche.
Sehr eindrucksvoll ist der Brahmanen-Milan (extrem weit weg, ich habe die Bilder digital nochmals stark vergrößert), daher ist der Adler rechts etwas flau im Bild).
Fast eine Spitzweg-Idylle.
Rallenreiher mit Fisch im Schnabel und kleiner Kuh-Reiher im Abflug.
Einfach nur schön: der Eisvogel setzt sich in Positur, mal mit geschlossenem Schnabel, mal offen, mal im Abflug
In der Mitte ist ein „Suchbild mit Eisvogel“. Leider habe ich ihn nicht erwischt, er flog blitzschnell von seinem erhöhten Blickpunkt runter aufs Wasser, über die Ralle hinweg und weg war er. Der Rallenreiher war davon so geschockt, dass sich ihm die Haubenfedern aufstellten. Wenige Sekunden später sah er dann wieder „normal“ aus wie auf dem linken Bild.
Der Brahmanenmilan (Haliastur indus),auch Brahminenweih genannt, sitzt gerne auf den Palmen. An der Küste von Kerala, wo wir die Weihnachtstage verbringen, sind sie sehr häufig zu finden.
Eine Ente beim Putzen rechts und ein mir unbekannter Vogel, Bitte an Reiner L.: was ist das für ein Vogel? Reiner Leusch schreibt mir, es sei ein asiatischer Paradies-Schnäpper (vermutlich männlicher Jungvogel).
Großer Flughund, Bienenfresser und ein großer Specht (ja, ich weiß, einer davon ist kein Vogel!).
Freundlicherweise – vielen Dank an unseren hervorragenden Reiseveranstalter – dürfen wir noch nach 17 Uhr mit unserem Hausboot nahezu alleine durch einige Kanäle schippern. Es ist wunderschön, die Stimmung fast geheimnisvoll.
Oben links vermutlich ein Sichler, unten links mit Sicherheit ein Seeadler.
Sonnenuntergang in den Backwaters von Kerala.
Nachtrag: wir konnten noch vier King Prawns erwerben und freuten uns auf ein leckeres Vor-Weihnachtsessen.
Aber wie groß war die Enttäuschung: der Koch hat die schönen Tiere in der hiesigen scharfen Gewürz-Mischung gewälzt und dann mindestens 20 Minuten, vielleicht sogar noch länger, gebraten. Das führte dazu, dass das zarte Fleisch der Tiere zum einen total zäh, fast ungenießbar war. Und dazu schmeckte es so, wie 90% des indischen Essens hier schmeckt, nach Masala. Das ist hier die Gewürzmischung, die – mit kleinen Unterschieden – in jeden Essen verwendet wird.
Puristen werden einwenden, dass es für jede Mahlzeit eine andere Masala gibt. Allerdings ist uns allen der Unterschied noch nicht so arg aufgefallen, denn ALLE Masalas haben eines gemeinsam: sie sind scharf, sehr scharf oder extrem scharf.
Heiligabend, morgens vor dem Frühstück, machen wir nochmals eine Tour mit dem großen Hausboot.
Überall am Seeufer wachsen Wasserhyazinthen, die zwar schön blühen, ansonsten aber die unangenehme Eigenschaft haben, sich massiv zu vermehren und die heimische Fauna zu verdrängen.
Auf einem solchen Blatt entdeckt Andrea eine Libelle und macht diese fantastische Aufnahme.
Auf dem Nachbarboot hat sich ein Rallenreiher niedergelassen, der fast philosophisch zu uns herüberblickt.
Landender Kormoran, eine fantastische Aufnahme!
So könnte ein Werbebild für Kerala aussehen. Wir nehmen nochmals ein Boot, diesmal ein mittelgroßes, und machen nochmals eine Fahrt durch Kanäle der Backwaters.
Die meisten Häuser haben keinen Straßenanschluss.
Gewaschen wird direkt am Kanal, die Brühe ist allerdings ziemlich braun. Die Arbeit ist sicherlich nicht gut für den Rücken.
Getrocknet wird die Wäsche auf Wäscheleinen oder auf dem heißen Blechdach.
Wunderschöne rote Lotus säumen unseren Weg durch die Kanäle.
Der Silberreiher spiegelt sich im Wasser unrd der Schlangenhalsvogel hat vermutlich Nist-Material besorgt.
Links unten das Purpurhuhn (Porphyrio porphyrio) ist eine Vogelart aus der Gruppe der Rallenvögel. Und ein Schlangenhalsvogel beim Trocknen seines Gefieders.
Bienenfresser und Eisvögel, das sind eindeutig für uns die schönsten Vögel.
Hier vermutlich ein Pärchen Eisvögel (im Schatten), schön erkennt man hier, dass der Vogel von vorne ganz anders aussieht als von hinten!
Schön sind die Spiegelungen auf dem ruhigen Wasser. Auf dem rechten Bild zwei Schwarzkopfibisse (Threskiornis melanocephalus), auch als Schwarzhals-Ibis bezeichnet. Daneben ein Seidenreiher.
Ein Rallenreiher und viel Müll!!!
Die Verschmutzung mit sichtbar großen Plastikteilen ist auffällig. Ein Bewusstsein dafür ist noch nicht vorhanden, riesige Mengen an Plastik liegen an den Straßenrändern und auf dem Wasser und schwimmen dann ins Meer.
Hier muss unbedingt ein Umdenken einsetzen. In Delhi war 2 Tage vor unserer Ankunft die Luft extrem schlecht, als wir kamen, hatte es gerade geregnet und der Smog war weg. In Agra war der Smog schlimm, am dreckigsten aber war Varanasi, da lag der Müll in riesigen Mengen auf der Straße, da, wo auch viele Menschen schlafen. Dazu kam auch noch der Smog von der Industrie und von den Verbrennungen der Leichen. Und natürlich der Verkehr! Wie oft bitten wir unseren Busfahrer, den Motor auszumachen, es ist hoffnungslos, selbst bei minutenlangem Stehen lässt er seinen Diesel laufen.
Wir haben bisher seltamerweise nirgends im Land Solaranlagen gesehen, obwohl es hier viel Sonne gibt, an einer Stelle gab es ein paar Windräder. Auch hier wird Indien hoffentlich noch fortschrittlicher werden.
Ein ca. 1 m langer Waran an der Böschung.
Seeadler und Schlangenhalsvogel. Am Strand, wo wir die nächsten drei Tage verbringen, sind wir von Dutzenden Adlern umgeben. Das liegt, ohne Ironie, daran, dass die meisten Inder Vegetarier sind und die Vögel und Fische leben lassen. Im Gegensatz zu vielen asiatischen Ländern, wo ALLES, was sich bewegt, auch im Kochtopf landet.
Beim Schwimmen im Meer werden wir regelmäßig von diesen Tieren beobachtet, einmal sehen wir 40 Weihen über uns kreisen, ein wunderschöner Anblick.
Und Silberreiher und Kuhreiher stehen wie Zinnsoldaten am Strand und picken sich kleine Krebse. Sie stehen direkt am Rand der Brandung und bewegen sich mit dem Wasser vor und zurück.
Frau Reiher rechts, Herr Reiher links, knirscht es hier in der Beziehung? Menschliche Vorbilder fallen mir da ein.
Ein Strandvogel, vermutlich eine Kiebitz-Art. Nein, unser Ornithologe sagt, es sei eine Hinduseeschwalbe (Sterna aurantia)! (Danke an Reiner Leusch für all die Korrekturen der Vogel-Bezeichnungen!!)
Den 24.12. verbringen wir in einem Hotel am Strand. Das weihnachtliche Gala-Dinner ist geschmacklich gut, die Musik leider schrecklich laut, wir können uns kaum unterhalten. Und leider gibt es auch das unvermeidliche Jingle Bells, einfach FURCHTBAR. Dabei wollten wir uns diesem Weihnachtsrummel doch gerade entziehen!
Weihnachten am Strand von Kerala, bei ca 32-34° im Schatten, in der Sonne aber viel mehr.
Es geht weiter mit dem letzten Teil unserer Reise: