Organisiert von https://www.indienrundreisen.de/
Weihnachten am Strand von Mararikulam und Mumbai, vom 24.-30.12. 2023
Bearbeitet am 1.1. 2024
Vikas Agarwal hat uns ein wirklich schönes Strandhotel ausgesucht: Abad Turtle Beach Resort Marari Alleppey. Die Gartenanlage ist sehr gut gepflegt, der Strand liegt vor der Tür, der Service und das Essen gestalten den Aufenthalt angenehm .
Die Hängematte eignet sich allerdings nicht zum Hängen, man fällt direkt auf den Boden der Tatsachen…
Es gibt einen kleinen Teil des Gartens, der Schmetterlinge anzieht (dank Zuckerwasser, das für sie auf die Blätter gesprüht wird!) .
Den kilometerlangen Strand teilt man sich mit Reihern, die sich kleine Käfer und Krabben aus der Brandung holen.
Pubertät ist dann, wenn man sich indigniert von den Eltern abwendet, zumindest sieht es hier so aus!
Über unseren Köpfen kreisen Dutzende von Brahmanen-Milanen, die Einheimischischen bezeichnen sie als „sea-eagle“.
Das Wasser ist im Gegensatz zur Ostküste ruhig, man kann gut schwimmen, der Sonnenuntergang ist prachtvoll.
So verbingen wir die Weihnachtstage entspannt am Strand und genießen mittags frischen Fisch in einer einfachen Strandbar.
An dieser Stelle mal ein Blick aufs indische Essen.
Zuerst eine Vorbemerkung: es ist mir klar, dass wir als Europäer anders sozialisiert sind, als wenn man in Indien aufwächst. Es gibt aber ein paar grundsätzliche Dinge, die ernährungsphysiologisch fragwürdig sind.
Zum einen essen die Einheimischen viel zu schnell: wenn man nach 10-15 Minuten nicht fertig ist, wird man vom Personal schon schräg angeschaut. „Finished?“ Und, schwupp, ist der Teller weg! Kein Vergleich etwa zum italienischen oder gar zum französischen genussvollen Essen. Und die meisten Inderinnen und Inder ziehen sich in wenigen Minuten große Mengen an Kohlehydraten und Fett rein.
Das Essen ist durchaus geschmackvoll, hat aber in 90% für uns Europäer nur einen einzigen Geschmack: scharf in verschiedenen Scoville-Einheiten. Fast alles wird in einer Sauce serviert (mein Vater hätte es als „indische Einheitssauce“ bezeichnet), es wird extrem viel Butter-Ghee oder Palm-Öl eingesetzt, z.B. rechts unten ist das Fett gut erkennbar. Meist bemerkt man aber nicht, wieviel Fett im Essen versteckt ist. Eine sehr wichtige Zutat neben dem „Masala“ sind große Mengen von Zwiebeln und Knoblauch. Was uns sehr störte, war die Ästhetik des Essens, das Auge isst hier nicht mit, Essen wird im Normalfall eher als Pflicht angesehen.
Und wenn die Mahlzeit nicht in einer Sauce serviert wird, wird sie in schwimmendem Fett gebacken. Auch morgens gibt es fast nur Fettgebackenes. Die Folge ist, dass (Ausnahmen gibt es natürlich) fast alle Inder deutlich zu dick sind, viele Frauen über 35 haben ca. 20 kg zuviel an Gewicht, bei den Männern ist der Anteil geringer. (In Mumbai ist der Anteil der Übergewichtigen deutlich geringer, hier leben aber auch 54% der Menschen in Slums.)
Apropos Ästhetik: die riesigen Werbeschilder sind unübersehbar, in Indien wird für fast alles Werbung gemacht: für Fleisch (obwohl viele Vegetarier sind), fürs Kino, für ungesunde Süßigkeiten oder für Kliniken.
Z.B. gibt es auch Werbung für medizinische Eingriffe und Kinderwunschkliniken. Wer aber begibt sich freiwillig in ein Krankenhaus?
Man braucht, wenn es nach der Werbung geht, keine Angst zu haben, wenn der Weltmeister der Chirurgen einem das Gehirn tief stimuliert! Für uns Deutsche klingt das seltsam, bei uns ist Werbung für Ärzte verboten!
Am 27.12. geht es in den frühen Morgenstunden weiter, die Straßen sind noch ruhig, gerade wird ein großer Elefant auf einen LKW geladen.
Von Cochin fliegen wir nach Mumbai, in die Stadt mit ca. 22 Millionen Einwohnern, die vollkommen im Smog versinkt. Der Smog ist hier viel stärker als in Delhi und in Varanasi, zumindest bei unserem Besuch. Und Andrea, die schon siebenmal in Mumbai war (mit der Säckinger Schule), berichtet, das sei auch im Februar nie anders gewesen.
IKEA ist auch da. – Das Bild rechts zeigt im Hintergrund ein Einfamilienhaus! Das Gebäude soll zwischen einer bis zwei Milliarden (kein Schreibfehler!) Dollar gekostet haben. Der Unterschied zwischen Arm und Reich ist in Mumbai eklatant und vor allem bedrückend.
Wir schlendern am ersten Nachmittag (27.12.23) in Hotelnähe durch die Gassen. Obwohl wir die einzigen Weißen sind, fühlen wir uns sicher, auch beim Besuch im Slum zwei Tage später haben wir nie das Gefühl einer Bedrohung empfunden.
Der alte Herr hier nimmt alte Kabel, Messing u.a. Metallteile in Kauf, sammelt diese Sachen in Säcken mitten auf der Straße und später sehen wir dann, wie der Kreislauf weitergeht.
Fettgebackenes ist sicherlich steril! Auf dem rechten Bild wird Masala-Tee gekocht, richtig gekocht!
Der Bahnhof von Mumbai wurde von den Briten 1888 gebaut im neoviktorianischen Stil, wie so viele Gebäude in Bombay. Er hieß bis vor kurzem Victoria Station, da der Name zu kompliziert war, hat man ihn umgetauft in – Moment, ich muss kurz nachschauen – „Chhatrapati Shivaji Maharaj Terminus“!
Am nächsten Morgen machen wir ohne Andrea, die ihre vielen Bekannten aus der Schulaustausch-Zeit trifft (es gibt ja nur 22 Millionen Menschen hier!), eine Runde über den Fischmarkt. Im Bild links unten werden Krabben gepuhlt, auf dem nackten Fußboden. Der Krabbencocktail, der aus diesen Krabben dann hergestellt wird, ist sicherlich sehr schmackhaft, zumindest für Reiher!
Rechts der platte Fisch heißt hier ‚pomfret‘, das klingt wie die weltbekannte belgische frittierte Kartoffel. Wer kann mir sagen, was das für ein Fisch ist?
Die Fischerboote, die im Hafen liegen, werden per Handarbeit entladen, was ist das für eine anstrengende und mühevolle Arbeit!
Der Blick vom sog. Malabar-Hill auf den Strand der Stadt ist vom Smog getrübt. – Das Taj-Mahal-Palace-Hotel ist sehr bekannt, allerdings nicht nur durch den Luxus, sonder leider auch durch die furchtbaren Anschläge, die im November 2008 von islamischen Attentätern durchgeführt wurden. Man geht davon aus, dass der Geheimdienst des feindlichen Nachbarstaats diese Morde veranlasst hatte.
In der Stadt gibt es sehr viele verschiedene Religionen, eine davon sind die sog. Parsen, die extrem geschäftstüchtig sind. Diese Menschen persischen Ursprungs lassen ihre Verstorbenen in einem speziellen Park offen liegen, damit die Raubvögel (links im Bild) die Knochen abnagen: siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Dachma ). Rechts im Bild hat sich ein sehr reicher Mann aus Mumbai ein ganzes Haus auf einen Wolkenkratzer bauen lassen.
Hier gibt es auch edle Weingeschäfte, der Wein ganz unten in der Mitte kostet über 300 Euro.
Die Blumenindustrie ist ein sehr großer wirtschaftlicher Zweig, da beim Besuch von hinduistischen Tempeln immer Blumen als Opfer dargebracht werden, vor allem die hier gezeigte Marigold-Blüte (eine Tagetes-Art) wird im Großmarkt in riesigen Mengen verkauft. Der Mindestverkauf liegt bei 5kg.
Alles wird auf dem Kopf herangebracht, da muss auch der deutsche Tourist mal den Platz frei machen!
Der Markt öffnet täglich (!) um ein Uhr am frühen Morgen, dann kommen die LKW vom umliegenden Land und bringen die Ware an. Wer so früh anfängt, kann um 10 Uhr auch mal ein Päuschen machen.
Ich habe 18 sichtbare Papaya auf dem Korb gezählt, also sind es mindestens 25-30 Stück á 2 kg, der Mann trägt also ca. 50 kg auf dem Kopf.
(Im rechten Bild denke ich an ein Kinderlied: ….. hat nen Zettel im Schnabel ….. )
Laut einem Reisführer leben 54% der Menschen von Mumbai in Slums, meist in furchtbaren Behausungen. Da sind die hier gezeigten Häuser noch relativ komfortabel.
Im Slum wird unten gearbeitet und der Müll entsorgt, oben wohnen die Menschen und vereinzelt auch Katzen.
In riesigen Säcken wird vorsortierter Müll (siehe auch weiter oben das Bild von dem Mann, der Metall sammelt) in die Slums gebracht und dieser Müll wird dann zerkleinert.
Menschen sitzen auf der Straße und in dunklen Räumen, zerkleinern den Müll und sortieren aus. Ich selbst finde es unverantwortlich, dass unsere obersten Müllentsorger bei uns Wert darauf legen, dass die Yoghurt- und andere Plastik-Becher nicht ausgespült werden. Wenn ich sehe, wie verschimmelt diese Becher dann in Indien ankommen, macht mich das einfach wütend!
In diesem Video zeige ich, wie fünf junge Männer ohne Augen- und Ohrenschutz Plastikmüll zerkleinern und die Maschine rechts schreddert die Teile dann. Es fliegen Hunderte von kleinen Plastikteilchen durch die Luft, die Maschine ist extrem laut.
Diese elektrischen Anlagen sind offen zugänglich, der Verteilerkasten für Telefonate ist nicht mehr in Gebrauch, da jeder ein Handy hat.
Ausgediente Motorräder lässt man einfach stehen, oder man benutzt sie als Podest fürs Trocknen der Papadam. Ich bin nicht so empfindlich, aber nachdem ich gesehen habe, wie diese Brote hergestellt werden, habe ich keine mehr gegessen. Sie werden nicht gebacken oder geröstet, sondern nur getrocknet, nachdem der Teig auf dem nackten Fußbaden ausgerollt wurde.
Der Geruch auf den Straßen ist auszuhalten, aber am Fluss ist er unerträglich.
Hier ist nochmals der Kontrast erkennbar: in den Hochhäusern kostet eine einfache 60qm-Wohnung ca. 2 Millionen Euro! Das kann ein Großteil der Einwohner nicht bezahlen. Daher leben die ärmeren Menschen in Slums oder sogar auf der Straße oder sie reisen täglich 1-2 Stunden mit dem ÖPNV an.
In Bahnhofsnähe gibt es einen edel eingerichteten Markt für getrocknete Früchte, Nüsse und Gewürze.
Am 30.12. um Mitternacht nehmen wir Abschied von Mumbai und von Indien. Es gäbe noch sehr viel zu zeigen und zu erzählen, aber ich musste mich oft viel kürzer fassen, als ich es eigentlich wollte.
Es folgt ein Nachwort: